Am Samstag, dem 2. April 2022, verabschiedete sich der Verband der Deutsch-Französischen Chöre, vertreten durch einige seiner Chorleiter, Vorstände und Choristen in Bonn-Oberkassel von Erik Cummerwie, seinem Gründungspräsidenten, indem er während der Trauerfeier Auszüge aus den Requiems von Fauré und Mozart und auf dem Friedhof "Es ist nur einer ewig“ von Fritz Büchtger sang.
Erwan Tacher, der Chorleitervertreter des Verbands, trug stellvertretend die Würdigung Bernard Lallements für seinen Freund Erik vor, da Bernard nicht an der Zeremonie teilnehmen konnte: (Text Bernard)

Gebt Cäsar, was des Cäsars ist.

Als ich Dich 1979 in Bad-Honnef kennenlernte, wo ich gerade zum stellvertretenden Generalsekretär des OFAJ ernannt worden war, waren während meiner beruflichen diplomatischen Tätigkeit bereits drei deutsch-französische Chöre entstanden: der erste 1965 in Berlin, die zweite 1968 in München, die dritte 1971 in Paris.

Obwohl sie sehr aktiv, um nicht zu sagen umtriebig waren (zahlreiche gemeinsame Konzerte in jeder der drei oben genannten Großstädte, Empfang berühmter französischer Chöre in Berlin und München, Aufnahmen von Schallplatten, Ungarnreise von Chören aus Paris und aus München , Senegal- und Japanreisen des CFA Paris etc.), muss man anerkennen, dass diese drei Chöre Gefahr liefen, sich um das eigene Trio im Kreis zu drehen und kaum mehr zur Erweiterung des Kreises der Chöre beizutragen in der Überzeugung, eine herausragende Rolle im Chorgesang und im grenzüberschreitenden Austausch von Chören zugunsten der deutsch-französischen Freundschaft im Herzen Europas und weit darüber hinaus in der ganzen Welt spielen können.

Deshalb segne ich noch heute, und heute mehr denn je, in einer Zeit, in der gerade ein Drittel unserer Chöre neue Dirigenten rekrutiert hat, den Tag, an dem ich in Dir, in Bad-Honnef und in Bonn, in diesem ersten entscheidenden Moment jemanden getroffen habe, der sich sofort als der unverzichtbare Mann herausstellte, den wir für eine strukturierte Entwicklung deutsch-französischer Chöre brauchten.

Du hast sofort unseren Verband, seine Satzung, seinen Vorstand, seine Finanzierung, seine jährliche Generalversammlung, gekoppelt mit einem Treffen von Chorleitern, die für die Entwicklung ihrer Austauschprojekte verantwortlich sind, eingerichtet. Gleichzeitig hast Du unermüdlich, trotz gelegentlicher Enttäuschungen (Lille, Baden-Baden, Dresden, Leipzig), persönliche Kontakte zu allen Chören aufgenommen, die Dir für unseren Verband interessant erschienen (Köln, Toulouse, Bremen, Hamburg, Zürich, Düsseldorf) oder die eindeutig ihre Integration beantragt haben (Bonn, Lyon, Aurillac, Freiburg, Aachen, Orange, Vaison-la-Romaine, Boulogne-sur-Mer).

So ist unser Verband, dem Du seit seiner Entstehung bis zur schrecklichen Nachricht von Deinem plötzlichen Tod ununterbrochen vorgestanden hast und den Du letzte Woche in Bremen noch hättest leiten sollen, dank Dir in 40 Jahren zu dem geworden, was er heute ist, von der französischen Regierung respektiert, die Dir das Ritterkreuz des Verdienstordens verliehen hat, von den beiden Botschaften Frankreichs in Berlin und Deutschlands in Paris, vom OFAJ, vom Europäischen Bürgerfonds, von der FAFA, die Dich gerade auf seinem jüngsten Kongress in Saint-Brieuc zum Vizepräsidenten gewählt hat, von der VDFG, von A Cœur-Joie International, von der International Federation of Choral Singing (FIMC), schließlich von EUROCHORUS, von dem Du keine seiner Sitzungen in Toulouse verpasst hast, und das Du am Ende dieser zwei Jahre der Pandemie uneingeschränkt in ihrem Wunsch nach Erneuerung unterstützt hast.

Deshalb freue ich mich, zurück zu Cäsar und zu dem, was ihm gebührt, trotz der tiefen Traurigkeit, die uns alle heute in dieser Kirche überwältigt, Dich über die Entscheidung zu informieren, die das Präsidium auf meinen Vorschlag hin getroffen hat, von nun an Deinen Namen mit dem Verband Deutsch-Französischer Chöre und für die Dauer seiner Zukunft mit dem Prädikat "Gründer des Verbandes" zu verbinden.

Ein letztes Wort, das ich Dir mit tränenüberströmten Augen schreibe: Kaum hattest Du erfahren, dass ich gerade im vergangenen August an meinem Urlaubsort in der Bretagne schwer erkrankt war, sah ich die Tür meines Krankenzimmers sich öffnen und den besten meiner Freunde eintreten, der kam, um nach mir zu sehen und mich zu ermutigen, durchzuhalten.

Da mir jedoch heute von meinem Lungenarzt verboten wurde, die Reise nach Bonn zu unternehmen, ohne eine Erstickung oder eine Lungenembolie zu riskieren, bin ich gezwungen, mir vorzustellen, dass ich bei der Zeremonie Deines Abschieds und Deiner Beerdigung anwesend wäre.

Nie erschien mir eine Entscheidung schwerer zu treffen, und nie erschien mir die Gehorsamspflicht so grausam. Nur die Gewissheit, dass Du es von dort aus gutheißt, wo Du mich siehst, tröstet mich.

Adieu, Erik!

Bernard


Später sprach Dorothée Jacquot-Weber, stellv. Vorsitzende, im Namen des Vorstands des Verbands:

Lieber Erik,
fast 40 Jahre lang war es für uns 4 Mitglieder des Vorstands des Verbands der deutsch-französischen Chöre, ein großes Glück und eine persönliche Bereicherung mit dir gemeinsam für eine große Idee zu arbeiten und dich bei den verschiedenen Treffen und Sitzungen unseres Verbands unterstützen zu könne.
Wir haben dabei auch miterlebt, wie tief dich eine Freundschaft und eine geistige Vertrautheit mit unserem Ehrenpräsidenten, Bernard Lallement, verband; dieser hatte bereits 1965 die Überzeugung, dass gemeinsames Chor Singen zur Förderung der deutsch-französischen Freundschaft beitragen könnte, so dass er im Lauf seiner diplomatischen Tätigkeit in Deutschland eine Reihe binationaler Chöre gründete.
Dabei hat er in dir einen Geistesbruder gefunden, der von der Grundidee ebenso begeistert war und dazu die Notwendigkeit gesehen hat , für diese Chorbewegung durch die Gründung eines binationalen Vereins einen offiziellen juristischen Rahmen zu schaffen, um der Grundidee der deutsch-französischen Freundschaft eine noch größere öffentliche Wahrnehmung zu verschaffen.
Erik, du warst - aus unserer Sicht - unablässig und unermüdlich auf der Suche, neue Chöre in Frankreich und in Deutschland für diese Idee zu gewinnen. Immer warst du aber auch präsent für kleine wie große Chorveranstaltungen unseres Verbands, der vor allem auch deiner war. Darüber hinaus hattest du noch weitergehende Visionen, in dem du größer dachtest und weitere Horizonte ins Auge fasste - die Schweiz, Kanada und sogar Afrika.
Dein so rascher, unerwarteter Weggang - einige Wochen vor dem mit dir geplanten Verbandstreffen in Bremen - hat uns alle sehr betroffen und tief traurig gemacht!
Gleichwohl, für uns ist es daher nun eine Verpflichtung, die Zielsetzung unseres Verbands, die dir so sehr am Herzen lag, in deinem Sinne weiterzuführen. Damit verbinden wir auch dauerhaft die Erinnerung an dich, indem wir dein Wirken, das du als unser langjähriger Präsident begründet hast, versuchen in deinem Sinne fortzusetzen.

Der von dir begründete Verband gibt dir einen letzten aufrichtigen Dank mit auf deine letzte Reise - einen Dank für deinen Optimismus, deine Ausstrahlung, deinen Humor, deine Freude am Singen mit uns , mit deiner Bass-Stimme ; dies alles wird uns künftig fehlen und deshalb in Erinnerung bleiben.
 Au revoir / Auf Wiedersehen !
 Dorothée Jacquot-Weber


Eriks Familie war sehr gerührt von dieser Videocollage mit unseren Erinnerungen an Erik, die Thierry Cordier, einer der Chorleiter des Chors Multiphonie Aurillac, erstellt hatte: https://youtu.be/b1nVfSAIx3k?t=8